420er Worlds in Newport

Die Brüder Emil und Arthur Sperling sowie Mika Trosien und Johannes Erichsen berichten von der Vorbereitung bis zum ersten Regattatag von ihrem Saisonhöhepunkt in den USA

Vier Segler aus Schwerin haben sich auf den weiten Weg zur Weltmeisterschaft der 420er-Segler in Newport, USA gemacht. Newport liegt an der Atlantikküste zwischen New-York und Boston. Newport, da war doch noch etwas - richtig, hier fanden früher die Rennen um den America´s-Cup statt; hier wurden viele Transatlantik-Rennen gestartet und dort hat der berühmte New-York-Yacht-Club seinen Landsitz. Kurzum ein geschichtsträchtiger Ort - die Hauptstadt des Segelns in den USA. Hier findet in diesem Jahr die Weltmeisterschaft in der Jugendklasse der 420er statt und die Brüder Emil und Arthur Sperling sowie Mika Trosien und Johannes Erichsen dürfen dabei sein. Die Sportler sind per Flugzeug angereist, während die Segelboote im Container auf dem Seeweg nach Newport gebracht wurden.

Aktuelle Infos und Ergebnisse unter 2018worlds.420sailing.org

Nachfolgend schildern alle vier uns ihre Erlebnisse:

Mittwoch, 01.08.

Nachdem alle Segler am Dienstag eingetrudelt sind, trafen wir uns am Mittwochmorgen um 8:30 Uhr zum Frühstück und zur Besprechung. Um 9:30 Uhr fuhren wir zum Container. Alle waren gespannt, ob die Boote gut angekommen waren. Trotzdem der Container im Schatten stand, war es drin sehr heiß und so beeilten wir uns mit dem Ausladen. Nach fünf Stunden waren wir fertig mit allem und konnten unsere erste Trainingseinheit in Amerika absolvieren. Echt cool! Insgesamt waren wir noch drei Stunden bei 15 - 20 kn auf dem Wasser. Danach noch ein wenig Essen besorgen und dann fix ins Bett, denn für die meisten war es ja nach der Zeitumstellung gefühlt schon weit nach Mitternacht!

Donnerstag, 02.08.

Wieder ging es nach dem Frühstück um 9:30 Uhr in den Hafen. Es war sonnig, heiß und der Wind wehte mit 15 - 20 kn. Wir absolvierten zwei Trainingseinheiten mit einer Pause an Land. Trotzdem wir uns extrem gut vor der Sonne schützten - einige benutzten sogar Sonnencreme mit LF 100! - sahen wir am Abend aus, wie das Nummer 1 - Regionalgericht: Lobster. Wie das wohl enden soll?

Freitag, 03.08.

Nach dem Frühstück ging es um 10:00 Uhr zu den Booten. Es war wieder ein sonniger Tag mit ordentlich Wind. Um 12:00 Uhr slippten wir unsere Boote zu einer Trainingseinheit. Wir hatten wieder richtig Spaß bei 15 kn und großer Welle. Leider hatten wir (Emil und Artur) in der letzten Wettfahrt und an der letzten Tonne einen Crash mit einer anderen Mannschaft. Dabei hat es unser Boot echt dicke erwischt. Wir fragten uns ernsthaft, wie es jetzt weitergehen sollte. Um 17:30 Uhr begannen wir mit Herrn Schulz den Schaden zu reparieren und um 22:00 Uhr hat man fast gar nichts mehr gesehen - echt unglaublich! Wir waren echt erleichtert!

Samstag, 04.08.

Wie den Tag zuvor, ging es um 10:00 Uhr vom Hotel zu den Booten. Zeitgleich begann es wie aus Eimern zu regnen. Außerdem wurde eine Sturmflutwarnung bis um 14:00 Uhr herausgegeben. Nachdem sich die Wetterlage auch nach 14:00 Uhr immer noch nicht gebessert hatte, packten wir wieder alles zusammen und fuhren zum Hotel - gesegelt wurde heute nicht mehr.

Sonntag, 05.08.

Gibt es den Monsum eigentlich auch in Nordamerika?? Der Tag begann wieder mit dem Frühstück um 8:30, zum Glück können wir ohne das Haus zu verlassen zum Frühstück gehen, da es inS trömen geregnet hat,

Das wurde den ganzen Tag auch nicht besser. Trotzdem fuhren wir pünktlich zum Hafen und stellten fest, dass es trotz Regen immer noch viel zu warm war. Da zusätzlich zum Regen auch schwere Gewitter angesagt waren und fast alle Nationen an Land blieben, entschlossen sich die Tariner an Land zu warten, ob sich die Bedingungen ändern würden. Nachdem wir 2 Stunden gewartet hatten, fiel die Entscheidung es zu versuchen und wir begannen uns umzuziehen, als wir die Boote segelfertig hatten und komplett durchnässt waren, gaben die Trainer Komando Zurück. Nachdem wir die komplett nassen Klamotten ausgezogen hatten fuhren wir ins Hotel und besuchten noch einmal den Pool.

Montag, 06.08.

Heute war Layday und wir hatten uns entschieden nach Boston zu fahren. Wir fuhren ca. 2 Stunden und teilten uns dann in kleine Gruppen auf, um die Stadt zu erkunden. Wir hatten wunderbares Wetter, nur die Hitze war wieder ein Faktor, der die Sache anstrengend machte. Gegen 7:oo Uhr fuhren wir wieder zurück ins Hotel.

Dienstag, 07.08.

Für heute stand wieder segeln auf dem Programm und so verließen wir das Hotel um zehn Uhr in richtung Hafen. Dort begannen wir uns in der brütenden Hitze segelvertig zu machen. Auf dem Wasser machten wir bei wenig Welle und 15 - 20 Knoten Wind Trimmvergleiche und Rennen gegen die Briten, Chilenen und Israelis. Wieder an Land stand noch etwas Bootsarbeit an und gegen Abend trafen wir uns alle, um gemeinsam Essen zu gehen.

Mittwoch, 08.08.

Für heute stand die Vermessung auf dem Programm. Laut Plan sollten wir um drei Uhr an der Reihe sein und so fuhren wir zu um 11 in den Hafen, um die Boote vorzubereiten. Nachdem wir alles aus- und abgebaut hatten, fuhren wir die Boote zur Vermessung (Wiegen der Rümpfe, Größenkontrolle von Schwert, Ruder, Mast, Baum, Spibaum und aller Segel). Die Vermessung ging dann sehr schnell und es gab an unserem Boot nichts zu beanstanden (450 g zu schwer). Danach bauten wir die Boote wieder auf, kontrollierten nochmal alles und polierten noch den Rumpf. Als alle fertig waren, kam noch einmal ein Vermesser, der die Endabnahme machte. Das alles geschah bei wenig Wind, viel Sonne und wenig Schatten.

Donnerstag, 09.08.

Heute war das Prakticerace geplant, also der Test für alle, ob alles funktioniert. Ein Rennen, welches nicht für die Wertung zählt sondern nur ein Testlauf für die richtige Regatta ist. Die Trainer hatten uns gegen 20 m/min Strom zum Regattagebiet geschleppt. Wir konnten in den Rennen schon einmal einiges ausprobieren und konnten mit den anderen Nationen mithalten. Somit fuhren wir mit einem guten Gefühl zurück in den Hafen. Dort angekommen beeilten wir uns, da wir uns noch für die Eröffnung umziehen mussten. Die Eröffnung war nicht so gut wie erwartet. Im Vergleich zu den vorherigen Meisterschaften in SanRemo oder Athen war es leider nicht sehr schön und aufregend, sondern eher langweilig organisiert und so gingen wir danach noch mit dem Team Germany essen.

Freitag, 10.08.

Der erste Tag der WM begann früher als sonst, da der erste Start schon um 12 auf der Außenbahn stattfinden sollte. Da jedoch kein Wind war mussten wir ungefähr anderthalb Stunden warten, bis wir dann unter extremem Zeitdruck ablegen durften. Das Ablegen gestaltete sich schwierig, da immer nur ein Boot ablegen kann und es sehr unorganisiert war. Als wir dann auf dem Atlantik waren, segelten wir uns ein bei wenig Wind, Dünung und Strom. Kurz danach folgte der erste Start. In diesem Lauf schafften wir (Mika und Johannes) es auf Platz 24 und im nächsten erreichten wir sogar Platz 9 von 36 Startern un der blauen Gruppe. Nach zwei Läufen liegen wir auf Platz 34 von 73 Teilnehmern in der Gesamtwertung. Das gesamte deutsche Team erreichte eher durchwachsene Ergebnisse. Emil und Arthur kamen mit den Platzierungen 31 und 32 auf den Gesamtplatz 35 in der U17-Gruppe mit 42 Startern.

Samstag, 11.08.
Der Wetterforecast hatte für heute schönen Wind (10-15 Knoten) und Regen angekündigt. Als es jedoch schon morgens regnete und die Windvorhersage in den Keller gerutscht war, stelltem wir uns alle auf langes Warten ein. Da das Warten ja aber die Lieblingsbeschäftigung eines Seglers ist, taten wir dies auch im Hafen, da die Wettfahrtleitung Startverscheibung an Land anzeigte. Als gegen halb drei die Akkus der Musikboxen und Handys langsam auf 10% zusteuerten, erbarmte sich die Wettfahrtleitung und beendete das Warten mit dem Setzen von Startverschiebung auf morgen. Nachdem wir dann die Boote abgedeckt hatten, fuhren wir mit den Bussen der Trainer auf der Küstenstraße Richtung Atlantik, an riesigen Grundstücken mit prächtigen Villen und Anwesen vorbei und stellten fest, dass doch Wind war. Es bleibt also bei den bekannten Ergebnissen und der Hoffnung das morgen bessere Bedingungen kommen.
Sonntag, 12.08.
Für heute waren 3 Rennen geplant, da die Wettfahrtleitung die Qualifikationsserie beenden wollte. Also wurden wir wieder mangels Wind auf den Kurs geschleppt und absolvierten dann bei ca. 6 Knoten Wind und 20m Strom und Sonne ein Rennen. Platz 22 für Mika und Johannes. Das zweite Rennen wurde bei noch weniger Wind gestartet und bei extremen Drehern in Kombination mit dem starken Strom wurde es fast unmöglich, den Kurs abzusegeln (Schweinerennen). Platz 33. Nach diesem Rennen beendete die Wettfahrtleitung den Tag zum Glück. Damit waren wir also insgesamt Platz auf 49 nach vier Rennen.
Montag, 13.08.
Es regnete schon wieder und aufgrund der schlechten Sicht warteten wir noch kurz an Land bis wir dann auslaufen durften, um auf der Innenbahn die letzten zwei Qualiläufe zu segeln. Nachdem wir wieder eine halbe Stunde geschleppt worden waren, segelten wir uns ein und so wurde das erste Rennen des Tages bei 40m Strom aus Windrichtung und 9 Knoten Wind gestartet. Platz 33 für Mika und Johannes und 33 für Arthur und Emil. Auch im zweiten Rennen hatten wir leicht pendelnden Wind, viel Regen und sogar 45m Strom. Platz 21 für uns und 32 für Athur und Emil. Nach sechs Qualirennen sind wir nun auf Platz 58 und damit ab morgen im Silberfleet auf Angriffskurs. Die Gebrüder Sperling liegen in der U17-Flotte auf Platz 33.

14. August

Das Wetter gestaltete sich wieder schwierig, da wenig Wind angesagt war und noch weniger kam. Dennoch fuhren wir raus und absolvierten drei Rennen in denen der Strom (15m) eine wichtige Rolle spielte. Auch nicht einfacher zu segeln machte es die Dünung (1,5m) und die darauf entstandene Windwelle. Denoch hatten wir die drei Rennen bei schönstem Wetter bald geschafft und obwohl wir in der Silberflotte gesegelt waren, sind wir (MIka und Johannes) mit den Ergebnissen zufrieden gewesen. Platz 2 im ersten Rennen danach Platz 11 und zum Schluß noch einen 17, damit liegen wir insgesamt auf Platz 49.

15. August - Finaltag

Am letzten Tag hieß es noch einmal angreifen und versuchen, das Beste herauszuholen. Drei Rennen sollten gesegelt werden und fanden dann auch bei zunehmend auffrischendem Wind auf dem Atlantik statt. Die Ergebnisse bei Mika und Johannes waren eher durchwachsen mit den Platzierungen 23, 5, 31. Damit belegten Sie am Ende den 53. Platz unter 73 Teams aus aller Welt. Die Brüder Arthur und Emil Sperling segelten in der U17-Gruppe auf die Plätze 25, 19, 11 und wurden damit am Ende 28. von 42 Teilnehmern. Überragende Nation bei dieser WM waren die Spanier, die insgesamt 8 von 12 Medaillien gewonnen haben. Die deutsche Mannschaft erreichte einge gute Platzierungen jeweils in der zweiten Dekade der einzelnen Gruppen.
Jetzt freuen sich die Familien über ein Wiedersehen mit den Sportlern am Freitag. Am Donnerstag mussten dann noch die Boote verladen werden und am Abend geht der Flieger über Zürich zurück nach Hamburg.

420er WM Newport 2018