Aus den vergangen Jahren des Blauen Bands

Presse-Echo - SVZ vom 04.10.2022

Das Blaue-Band-Rennen 2022 aus der Perspektive einer Zeesbootcrew

Von Fabrice Hermann

Die SZV war beim Blauen Band 2022 auf dem Schweriner See dabei und hat neben einem Video viele Anekdoten und Knoten aufgeschnappt.

Mittlerweile ist die Blaues-Band-Traditionsveranstaltung des Schweriner Yachtclubs 65 Jahre alt. Die schnellste Jolle und der flinkste Katamaran nehmen den Wanderpokal mit nach Hause und die Sieger anderer Bootsklassen werden mit dem Blauen Band ausgezeichnet.„Das Rennen richtet sich an alle Bootsklassen und alle Schweriner Seefahrtvereine nehmen teil“, erklärt Ronny Matthies, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Schweriner Marineclubs. Neben den Kuttern des Marineclubs nimmt auch das Zeesboot „Josch“ an dem Rennen für alle teil. Bedient wird die Zeese, die ein Nachbau eines Fischerbootes für flache Gewässer ist, von dem sechs Mann-Team Wolfgang Britting, Wolfang Pick, Christian Riemann, Martin Domnick, Dirk Dempske und Hans-Jürgen Ohlert.

„Die roten Segel des Bootes sind angeblich mit Fischblut getränkt worden, um sie resistenter zu machen“, erklärt Wolfgang Pick. So martialisch das auch klingt, auf die Pflege des Bootes wird dennoch akribisch geachtet. So stellt Pick zum Beispiel sicher, dass niemand beim Betreten Steinchen unter den Schuhen hat, damit der Schiffslack keine Kratzer kriegt.

Blaues Band: Ein Name mit Geschichte

Das erfahrenste Mitglied an Bord ist an diesem Tag Wolfgang Britting. Genau wie die Zeese ist er seit 22 Jahren ein Mitglied des Schweriner Marineclubs und weiß allerlei über den Sport zur See. „Der Name Blaues Band ist eine Anlehnung an die Auszeichnung, die von 1902 bis zum Untergang der Titanic 1912 für die schnellste Atlantiküberquerung vergeben wurde.“ Auch über das Zeesboot weiß er einiges: „Das Boot wiegt 8,5 Tonnen. Mit 1,6 Tonnen haben wir den Bug selbst mit Bleiklötzen beschwert, als Gegengewicht für den schweren Segelmast.“

Seefahrer aus Leidenschaft

Endlich fängt das Rennen an und es wird an Leinen gezogen und einander Anweisungen zugerufen. Dirk Dempske sitzt am Steuer und macht jeden Handgriff mit erfahrener Präzision. Nicht umsonst war er drei Jahre bei der Marine, weil ihn die See schon immer rief. Doch gerade bei ruhigem Seegang kommt er ins Schwärmen. „Wenn sich die Sonne auf dem Wasser spiegelt - das macht das Segeln aus.“ Auch Martin Domnick ist ein wahrer Seebär. „Bereits mein Vater war Hochseefischer“, erklärt er, als das Boot plötzlich in Schräglage kommt und Wasser ins Boot spritzt. Doch beeindruckt ist die Mannschaft davon nicht. „Ein wenig Schräglage ist bei Wendemanövern völlig normal“, erklärt Hans-Jürgen Ohlert. Wenn er und seine Kameraden Pick und Christian Riemann sich nicht gerade Anweisungen zurufen, dann reden die drei über die Fischerei. Regelmäßig fahren sie im Sommer zusammennach Norwegen und fischen ausgiebig. „Wir haben dann meist genug für ein ganzes Jahr“, erklärt Riemann, bevor die drei in eine vertiefte Diskussion darüber ausbrechen, ob Pollock oder Dorsch köstlicher ist.

Die Schweriner Kuttersegler sind auch erfolgreich

Während die Zeese die letzte zu umschiffende Boje in der Ferne versucht auszumachen, gleitet die Crew der Endeavor vom Schweriner Marineclub in der Klasse ZK 10 auf Platz eins durch das Ziel. Kurz danach schiebt sich der Kutter Schwerin über die Ziellinie. Auf den weiteren Plätzen folgten die Pamir, die Padua und die Schnuppe vom selben Verein.

Das blaue Band für die Zeese

Obwohl das Zeesboot wegen des hohen Gewichts langsamer ist als die meisten anderen über 50 Segelboote, wird es auf dem Boot dank der Mannschaft nie langweilig. Zum Spaß gehen die Mannen sogar einige Knoten durch. Dass das Zeesboot an diesem Tag das Blaue Band gewinnt, liegt auch daran, dass die sechs Männer ihr Boot bis aufs kleinste kennen. Im ersten Viertel des Rennens können sie gar mit den leichteren Booten mithalten und haben mehrere davon im Windschatten. Es hat aber auch geholfen, dass es die einzige Zeese bei der Veranstaltung war.